Tana Toraja

Reisepässe abgeholt, kurz entspannt und ab gings zum Litha Bus nach Rantepano, dem Ausgangsstädtchen für Tana Toraja. Der Pete Pete (Minibus) warf uns bei der Station raus, wo man uns informierte das wir noch nicht an der eigentlichen Busstation waren, jedoch nahm uns dann der Bus auf dem Wege dorthin einfach mit. Die Fahrt nach Rantepao war wohl eine der komfortabelsten die wir je hatten – neuer Mercedes Bus, Beinfreiheit und sogar Kissen. Wir waren so in unserem Luxus vertieft, das wir fast Rantepao verschlafen hätten… Eingecheckt ins Wisma Maria, belagerten uns schon die Guides wieder – wie zuvor in Makassar. Jeder versucht hier den Touris die Begräbniszeremonien zu verkaufen, da ja „nur“ am nächsten Tag direkt eine wäre. In Wirklichkeit findet fast jeden Tag irgendwo eine statt, nur nicht Sonntags, da Ruhetag (gestorben wird nur Mo – Sa!). Nach etwas hin und her sprangen wir dann mit einem Guide ins Auto – da Silke sich den Zeh verstaucht hatte, wollten wir mit Hiking und Roller fahren noch etwas warten und einen Tag Wissensdurst per Guide stillen. Der war dann auch direkt etwas angenervt, von den zwei total übermüdeten Touris ausgequetscht zu werden und bat dann doch darum, wenigstens einer nach dem anderen zu fragen und ihn nicht ständig zu unterbrechen. Als Silke dann noch einen Kommentar zur Emanzipation gab, war der Guide sogar eine Weile richtig eingeschnappt – mit weiteren Fragen konnten wir ihn dann aber wieder ankurbeln.
Angekommen bei der versprochenen Zeremonie erfuhren wir dann, das wir nicht nur eine Besucherprozession zu sehen bekommen, sondern sogar noch 7 Büffel zu Ehren des Verstorbenen geopfert werden sollen. Die Zeremonie fand direkt unterhalb einem der wunderschönen Toraja Häuser („Tonkonan“) statt, umrundet von extra für die Zeremonie aufgebauten Häusern. In der Mitte ein großer Platz, mit dem aufgebahrten Sarg. Der Guide erzählte uns, das die christlichen (!) Toraja eine drei Klassen Gesllschaft sind und nur die höheren Klassen eine solches Haus haben dürfen. Die kleine Variante des Hauses wird als Reisspeicher verwendet. Auch die Begräbniszeremonie muss im Rahmen der Klasse / Kaste stattfinden, nicht jeder darf beliebig viele Büffel oder Schweine schlachten. Bei einer großen Zeremonie können bis zu 100 Büffel / Stiere geschlachtet werden – wohl gesagt, einer davon kostet rund 4.000 Euro (Weiß gepunktete Büffel sogar bis zu 8.000 Euro und mehr). Manchmal läuft der Schlachtung auch ein Stierkampf voraus.
Die Prozession begann mit den Freunden und Bekannten und danach die Familie und Verwandte – alle in Schwarz bekleidet. Darauf kommen die Diener und bringen Tee, Kaffee und Gebäck. Jeder Gast – egal ob Touri, Freund oder Familie – bringt ein Geschenk mit: ein oder mehrere Schweine, Rinder oder auch den Renner: eine Stange Zigaretten. Witzigerweise rauchen hier nur die Männer. Nach kurzer Bewirtung, werden auf ein mal drei Pflöcke tief in den Boden getrieben und schon folgt ein Stier in die Mitte und wird an den Pflock angebunden. Der Führer streichelt den Stier zur Beruhigung und zieht ihm dann langsam an der Nase den Kopf hoch – ZAPP! Mit einer 40cm langen Klinge wird dem Stier tief in den Hals geschnitten, der Stier bäumt sich auf und versucht sich auf den Beinen zu halten, bis er zusammenbricht und der Boden Blutgetränkt wird. Und das nun noch weitere 6 mal hintereinander… Erschreckend anzugucken und nicht nur ein Touri ist früher gegangen als wohl geplant, aber die Einheimischen folgen der Schlachtung mit Spannung. Die getöteten Stiere und Schweine gehen zu 50% an den Schenker und an die Familie des Toten. Während der Schlachtung wird uns Essen serviert – Schwein in Bambus gegrillt mit Reis und etwas Gemüse. Die Hinrichtung hat seinen Hintergrund: Jeder Stier und Schwein begleitet den Toten ins nächste Leben und bieten ihm quasi eine reiche Grundlage fürs nächste Leben. Der Tote wird sogar vor der eigentlich Zeremonie bis zu 30 Jahre „aufbewahrt“, bis eine entsprechende Zeremonie möglich ist.
Nach der Zeremonie kommen die Toten in ihren Särgen in Höhlengräber, die extra in die Felsbrocken gemeisselt werden und im Falle einer Person einer hohen Kaste, wird noch eine Holzfigur auf einer Art Balkon von der Höhle aufgestellt.
Nach der Zeremonie besuchten wir einige dieser Höhlengräber und wollten zum Abschluß noch zu den hängenden Babygräber, jedoch kamen mitten aus dem Nichts starke Windböen und Regen auf – ein großer Bambusbaum wäre fast aufs Autodach gefallen und unser Guide bekam es echt mit der Angst zu tun. Insbesondere als dann auch noch Taubenei große Hagelkörner runterkamen. Auf dem Rückwege bemerkten wir dann das ganze Ausmaß: in einem Umkreis von nur wenigen Kilometern hattest 20 min. gestürmt, das Bäume umgefallen waren, ein Haus darunter begraben, Wege versperrt und uns dann sogar noch eine Ambulanz mit hunderten Rollerfahrern entgegenkamen – wahrscheinlich war jemanden gestorben…
Die nächsten Tage erkundeten wir per Roller die wunderschöne Gegend auf eigene Faust. Wir mussten uns sehr zurückhalten nicht noch mehr der tollen handgeschnitzten Souvenire zu kaufen. Überall die wunderschönen Häuser, welche wirklich eine Meisterleistung sind und geschmückt werden mit den Stierhörnern vergangener Zeremonien.

Category: Sulawesi
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