Horrorfahrt nach Pulau Derawan

Endlich! Nach 3 Tagen im „Land der Flüsse“ (=Kalimantan – indonesische Seite von Borneo), gehts nun Richtung Pulau Derawan zum entspannen. Ausgeschlafen machten wir uns mit dem Ancot (Minibus) zur Busstation auf. Erwin hatte uns schon gesagt, das nur kleine Busse nach Berau fahren, aber ich hatte noch Hoffnung auf einen großen Bus mit Klimaanlage. Auf Anfrage zeigte mir der Ticketverkäufer eine Rostlaube auf vier Rädern wo maximal die „Jumpseats“ (ganz hinten) meiner europäischen Beinlänge entsprachen. Die Plätze des Schreckens (ganz vorne) waren leider nicht mehr zu bekommen. Ok, zwei Stunden gewartet und auf ein mal fuhr eine noch ältere Rostlaube vor und der Ticketverkäufer meinte dies wäre nun unser Bus – Silke und ich bangten bereits ob wir mit der Kiste wirklich je ankommen würden. Das vorherige Platzangebot schwand immer mehr, als dann noch ein Reservereifen und diverse Taschen auf unsere Jumpseats gelegt wurden – und wir sollten die nächsten 15 Std. auf den Plätzen verbringen!? Eingestiegen und los gings! Hier zeigte sich auch direkt, das der Busfahrer doch arg Selbstmord gefährdet war – katastrophale Überholmanöver, am Rasen wie ein verrückter und die Bremsen stetig qualmend haltend. Als es dann auch noch anfing zu regnen, ging die Misere komplett los. Aus der Straße mit Schlaglöchern wurde eine große Schlammschlacht – was jedoch kein Hindernis war, langsamer zu fahren… Ich hatte doch sehr großen Respekt, durch was für Schlammlöcher man mit der Rostlaube fahren konnte. Kurz anhalten vor der Kuhle, kurz gucken, dann rein mit der Kiste, aufgeschlagen und festgesteckt, rückwärts wieder raus und dann nochmal mit richtig Karacho quer durch! Na, wenn Kraft nicht hilft, eben noch mehr Kraft verwenden! Der Bus schwankte dabei so stark, das man einige male den Eindruck hatte, wir würden mehr auf zwei, als auf vier Rädern fahren… Autos um uns drumherum blieben immer wieder in den Schlammlöchern stecken. Ein mal steckte ein Truck bis zur Mitte (!) im Schlamm, also wurde kurzer Hand umgedreht und versucht den Truck mit qualmenden Reifen aus dem Dreck zu ziehen – auf diese Weise entledigten wir uns auch dem letzten Rest an Reifenprofil… Schlafen war kaum möglich, da wir derart durchgeschüttelt wurden und an die Fahrt in Zambia mit der Overlandtrucktour erinnert wurden. Allerdings war es auch sehr spannend immer wieder zu zu gucken, wie der Busfahrer uns durch die nächste Problemstelle bugsierte. Habt ihr schon mal Busse mit Kotztüten gesehen?! In Indonesien gibts sie! Die Tochter einer Balinesin neben uns, war auch kurz davor uns alle mit diesem Erlebnis zu beglücken – zusätzlich zum Geschreie der drei Babys an Bord. Indonesische Kinder sind wirklich wesentlich abgehärteter als verhätschelte europäische Schreihälse. Zu unseren Füssen breitete sich irgendein Öl aus einem der Jutesäcke aus – wir hofften nur noch, das es nicht brennbar ist, wenn hier jeder am Rauchen ist…. Gegen 4 Uhr morgens platze dann der linke Vorderreifen. Aber wir waren ja gerüstet für den Notfall. 10 Min später gings weiter. Kurze Zeit später dann der zweite Vorderreifen. Auf der Hinterachse saßen ja jeweils zwei Reifen, daher wurde dann einfach einer getauscht mit Vorne. Die Außenwand des Reifens war in der Mitte noch ca. 3 mm dick, Normal wären knapp 3 cm… Die Landschaft um uns herum war wunderschöner Regenwald, mit hohen Bäumen und leider immer wieder einer Kohle-, Gold- oder Diamandmine. Auf dem Wege runter aus den Bergen gings neben der Straße sehr steil runter, ein Minentruck hatte es auch nicht mehr geschafft und lag bereits knapp 30m tiefer – definitiv erst seit kurzem… Völlig übermüdet hatten ich es doch geschafft sogar ein paar Stunden zu schlafen – Silke musste ich beim Schlafen „festhalten“, da sie zu viel Schiss hatte, bei einem der Schlaglöcher durch die Gegend zu fliegen – Bodenkontakt verlor man hier öfters… Nach 24 Std. Busfahrt kamen wir dann endlich in Berau eingetrudelt – 9 Std. Verspätung – und zur Krönung platzten nun auch noch die zwei Reifen auf der linken Hinterachse. Somit rollten wir noch die letzten 250m zu einem überdachten Shop, bis der Bus den Löffel abgab und die Fahrt offiziell als beendet erklärt wurde. Wohl gesagt – die Einheimischen haben keine Hemmungen diese 350km lange Strecke auch mit dem Motorrad oder Roller zu fahren… Mit dem Ancot gings dann in die Stadt, zum nächsten Transportmittel – einem Shared Taxi nach Tanjung Batu (2 Std.) und von dort eine Std. mit dem Speedboot nach Pulau Derawan, wo wir uns eine nette Bleibe suchten und nach 30 Std. Fahrt in die Falle fielen… Zurück fliegen wir. Scheiss auf den Preis.

Category: Borneo
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