Kerala & Backwaters

Ich genieße es gerade wieder alleine zu reisen. Die Tage zu vor, war ich in Indien immer mit anderen unterwegs und nun wieder alleine. Insbesondere wo ich so durch die Gegend eiere und nicht genau weiß, was ich eigentlich will, ist es doch nicht all zu schön den begeisterten Berichten der anderen über Indien zuzuhören und sich selbst zu denken, „Oh Gott ist dieses Land langweilig“. D.h. jetzt nicht, daß ich hier nur Trübsal blase und mit niemanden spreche – nur nicht bitte über Indien zu viel. Die Tempel sehen für mich überwiegend relativ ähnlich aus – teilweise extrem kitschig, die Menschen sind sehr freundlich (gestern Abend hat mir ein Inder sogar einen kostenlosen Lift gegeben!), aber das Land ist mir oft zu viel mit Müll bedeckt. Die Armut ist dabei gar nicht das Problem, sondern das die Natur an vielen Stellen hier leidet. Indien könnte eine fantastische Natur bieten – wie Afrika, jedoch sind die Nationalparks viel zu klein dafür und das was sie bieten, scheint nicht gerade berauschend zu sein. Die Backwater Kanäle habe ich heute mit der Fähre erkundet (5 Rupies gegenüber 5.000 für ein Hausboot…), auf dem Wege zum Green Palm Hotel. Die Kanäle sind schön – aber gerade in Stadtnähe völlig verdreckt, weiter entfernt gehts dann, trotzdem schwimmt einem so einiges entgegen. Richtig schlimm wird es erst, wenns regnet, dann kommt auch der Gestank vom Müll erst richtig durch. Am vorherigen Tag hatte ich zusammen mit Edward (Brite) eine kleine Backwatertour gemacht, die jedoch völlig langweilig war und der „Guide“ trotz meiner Versuche mehr aus ihm heraus zu kitzeln, nicht viel mehr zu erzählen hatte, als „Big bird“ oder „Nice Flower“… Edward liegt seit dem wir angekommen sind, den ganzen Tag im Bett und beglückt die Toilette alle paar Minuten. In diesem Land geht es als Reisender definitiv mehr ums spirituelle und kulturelle der indischen Gesellschaft – mit der ich Schwierigkeiten habe mich anzufreunden. Naja, es kann ja auch nicht jedes Land einem gefallen… Oh, aber eine Sache habe ich hier gelernt: Toilettenbenutzung ohne Toilettenpapier und trotzdem hygienisch. Mit der Brause (Pendant: Wasserhahn + linke Hand!) sich den Allerwertesten zu spülen, ist schon komisch, aber doch wesentlich sauberer als ich dachte. Eigentlich sogar logisch – wenn wir dreckige Hände haben, waschen wir uns schließlich auch die Hände und putzen sie nicht nur einfach ab. Das selbe gilt für die Hock- bzw. Stehtoiletten – der „klassisch europäische Villeroy & Boch Abort“ ist wesentlich unangenehmer, wenn er verdreckt ist, als eine Hocktoilette, wo man keinen Körperkontakt mit besagter Verunreinigung hat… Insbesondere in einem Land, in dem Durchfall eine häufige Reiseerkrankung ist, hat man so keinen wunden Popo und spart sich die Toilettenpapierkosten. Vielleicht habe ich doch irgendwo schwäbische Vorfahren… 🙂 Spiele gerade mit dem Gedanken, wohin es nun weitergeht. Für die nächsten Tage habe ich mir erst mal ein Zimmer in Varkala reserviert und dann gehts irgendwohin weiter: Malaysia, Thailand oder Sri Lanka.

Category: Indien
You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.
One Response
  1. Heinz Matthiesen sagt:

    Mein Kommentar:

    Langeweile kann nur da aufkommen, wo es keine Neugier gibt.

    Kitsch: Götterverehrnung landet fast immer im Kitsch. Hier sei empfohlen eine Reise entlang der schwäbischen Barockstraße. Ganz schlimm wird es bei der Marienverehrung.

    Eine Betrachtung der Steinmetzarbeiten an den indischen Tempeln hält der Bewunderung der barocken Kunst durchaus Stand.Vor allen Dingen ist aber die indische Kunjst der westlichen im Bereich der Sexualität deutlich voraus. Während sich im Bereich des katholischen Glaubens sich die Lüsternheit hinter Kirchenmauern verbirgt, wird sie in den indischen Tempelanlagen plastisch dargestellt. .

    Indien erleuchte uns!